Inklusive Konzerte im Korczak - Haus
Kinder lieben Musik. Sie lassen sich auf die Stimmung eines Musikstücks ein und sie spüren, wie sich ihre eigene Stimmung verändert. Kinder lieben Geschichten und Theater. Sie identifizieren sich mit den Figuren und sind mit Begeisterung dabei. All das gilt auch für Kinder mit schweren Mehrfachbehinderungen. Die Musik ist ein Medium, mit dem alle Kinder besonders gut zu erreichen sind.
Das Korczak-Haus Freiburg bietet in Schule und Kindergarten eine umfassende Förderung für Kinder mit schweren Mehrfachbehinderungen. Neben dem, was die Lehrer/-innen im Unterricht an Musik anbieten, gab es immer wieder besondere musikalische Angebote, bei denen ein Musiker, eine Musikerin ins Haus kam und die Kinder mit einem kleinen Konzert erfreut hat. Die Kinder sind fasziniert vom Klang des Klaviers, einer Flöte, eines Saxophons.
Meine Idee war es aber schon lange, den Schülerinnen und Schülern und ihren Familien zu ermöglichen, „richtige“ kleine Konzerte gemeinsam zu besuchen. Eltern wünschen sich das oft. Sie trauen sich aber nicht, in reguläre Konzerte zu gehen, weil die Kinder vor Freude auch mal mittönen oder deutlich zeigen können, dass es ihnen gerade nicht passt. Der Wunsch kann nur in kleineren und kürzeren Konzerten verwirklicht werden. Und die Künstler wie auch die anderen Konzertbesucher müssen sich auf diese Situation einstellen. Nach ca. 8 Konzerten kann ich sagen: das Konzept geht auf und alle Beteiligten, Zuhörer und Musiker, genießen die gemeinsame musikalische Zeit.
Da „richtige“ Künstler auch Geld verdienen müssen, kann es solche Konzerte natürlich nicht umsonst geben. Wir wollen auf jeden Fall eine kleine Gage bezahlen. Daher haben wir uns im Jahr 2017 bei der Aktion Weihnachtswunsch der Badischen Zeitung um eine Projektspende für „Inklusive Konzerte im Korczak-Haus“ beworben. Und wir hatten Erfolg! Wir haben 2.000 € bekommen, mit denen wir in dem Jahr vier Konzerte verwirklichen konnten. Und wir haben weitergemacht! Das Ziel ist, jedes Jahr zwei bis drei Konzerte zu veranstalten. Damit das möglich wird, bitten wir die Konzertbesucher immer um Spenden.
Corona hat auch uns einen Strich durch unseren Konzertplan gemacht. Immerhin konnten wir im Sommer ein Open-Air-Konzert mit südamerikanischer Musik im Garten veranstalten. Das war ein großer Erfolg. Und im Herbst folgte auch noch ein Klavierkonzert in der Aula, allerdings natürlich mit eingeschränkter Zuhörerzahl.
Ein weiterer Aspekt der Konzerte ist es, unser Haus zu öffnen für Menschen ohne Behinderung und uns mit unserer Stadt und unserem Stadtteil noch besser zu vernetzen. Die Konzerte werden in der Badischen Zeitung und im Stadtteilblatt beworben und es kommen auch immer wieder Besucher, die mit uns noch gar keinen Kontakt hatten.
Viele Menschen sollen sich an der Musik und an den Begegnungen erfreuen. Unser Projekt hat sich bewährt. Wir wünschen uns nun musikliebende Spender, die die „Inklusiven Konzerte im Korczak-Haus“ auch in kommenden Jahren ermöglichen.
Andreas Wand
Spenden unter dem Stichwort „Inklusive Konzerte“ auf das Konto des Korczak-Haus bei der Volksbank Freiburg, BIC: GENODE61FR1 - IBAN DE41 6809 0000 0015 7421 00
Rückschau auf die letzten Inklusiven Konzerte:
Bunt und lebendig war das wunderbare Konzert `tanzende Töne´ am 25.06.23, an dem sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen erfreuen durften! Ermöglicht wurde das Konzert durch verschiedene Spenden, unter anderem der Narrenzunft Riddemer Schrättele.
Sparsam bestuhlt und mit viel Abstand konnten die Konzerte sogar während der Corona-Pandemie stattfinden.
Kleines inklusives Konzert im Korczak-Haus Freiburg
mit Aaron Löchle
Das Wochenende mit Live-Klaviermusik ausklingen lassen, mittlerweile fast ein Luxus. Bedingt durch die Corona-Vorschriften mussten wir lange auf diesen Genuss verzichten. Am Sonntag, den 26. Juli, war es endlich soweit und wir konnten Aaron Löchles Klavierspiel im Korczak-Haus Freiburg lauschen. Bedingt durch die strengen Corona-Hygienevorschriften wurde es ein kleines Konzert für maximal 16 Zuhörer.
Herr Löchle spielte Werke von Rachmaninow, Beethoven, Brahms und Schubert. Das besondere, er erklärte uns die Stücke zuvor, spielte kleine Sequenzen an, sodass man während des gesamten Stücks die Bilder zur Musik vor Augen hatte. Ein schöner Genuss. Er hat eine sehr sympathische Art, seine Freude an der Musik seinen Zuhörern nahe zu bringen.
Dabei ließ er sich in seinem gekonnten Spiel nicht aus der Ruhe bringen, wenn vereinzelt während seines Spiels begeisterter Applaus oder Freudentöne zu hören waren. Genau das ist das Schöne an den inklusiven Konzerten im Korzcak-Haus Freiburg. Besucher, die sonst nicht die Möglichkeit haben, öffentliche Musikveranstaltungen zu besuchen, weil sie ihre Freude während der Musik einfach nicht zurückhalten können, haben hier die Möglichkeit, völlig unbeschwert der Musik zu lauschen. Ein herzliches Dankeschön dafür an Herrn Löchle. Und an Herrn Wand herzlichen Dank für die Organisation.
Wir freuen uns schon sehr auf das nächste Konzert.
Laureen und Britta Bohn
Konzerte mit Aaron Löchle im Korczak-Haus
Die nächsten Konzerte ließen dann zur Freude aller auch nicht lange auf sich warten.
Im Sommer und Herbst folgte Aaron Löchle zwei weiteren Einladungen ins Korczak-Haus.
Ein besonderes Glanzlicht war das Konzert am 13. August in der Sommertagesbetreuung.
Dank des sonnigen Wetters konnten sich die Zuhörer*innen im Garten verteilen und den Klavierklängen lauschen, die aus den weit geöffneten Türen der Aula erschallten.
Aaron Löchle stimmte sein Programm perfekt auf die Zuhörerschaft ab und trug ein buntes Repertoire aus klassischen und kabarettistischen Stücken vor.
So gab es nicht nur Musikgenuss auf höchstem Niveau, sondern auch viel zu lachen.
Zum Beispiel beim Lied über die Tanzstunden mit Konstanze, bei dem Herr Löchle neben Gesang und Klavierspiel auch noch sein tänzerisches Können zeigte.
Wer schon immer mal wissen wollte, wie eine Liebeserklärung auf Spanisch, Italienisch, Bairisch oder Badisch klingt, war bei diesem Konzert genau richtig. In einer Mitmachaktion durfte das Publikum sich verschiedenste Sprachen und Dialekte wünschen – wie uns Herr Löchle nachher verriet, kennt er das Lied in über 40 Versionen. Mit den nicht lautsprachlich kommunizierenden Kindern und Jugendlichen wurde dieser Teil vorbereitet, so dass Wünsche auch über Kommunikationsgeräte wie BigMacks und Talker geäußert werden konnten. Der wohl außergewöhnlichste Wunsch war „Hawaiianisch“, wobei man sich schnell darauf einigte, dass in Hawaii wohl Englisch gesprochen wird.
Besonders beeindruckend war Herrn Löchles empathisches Eingehen auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen. So durfte beispielsweise ein gehörloses Kind auf einer Matte direkt neben dem Klavier liegen, um die Vibrationen der Musik wahrnehmen zu können.
Etwa sieben Wochen später, am 3. Oktober, begrüßten wir Herrn Löchle dann erneut zu einem inklusiven Konzert im Korczak-Haus. Aufgrund der kühleren Temperaturen war ein Konzert im Freien nicht mehr denkbar. Dank eines durchdachten Hygienekonzeptes konnten trotzdem 18 Besucher*innen das Vorspiel in der Aula genießen.
Im Jubiläumsjahr von Ludwig van Beethoven drehte sich alles um diesen Komponisten – unter dem Motto „Alles Beethoven, oder was?!“
Dabei lernte das Publikum wieder so einiges, zum Beispiel über die musikalischen Bezüge zwischen Beethoven, Liszt, Bach, Schubert und Chopin, deren Werke Herr Löchle zum Besten gab.
Den Zuhörer*innen war deutlich anzusehen, wie berührend und emotional die klassische Musik sein kann.
Schüler*innen des Korczak-Hauses, Betreuer*innen, Einrichtungsleitung und Vorstand sind sich einig: Gerne mehr davon! Gerne mehr von dieser herrlichen Musik, die auf so sympathische Weise vorgetragen wird.
Daher stehen wir mit Herrn Löchle schon wieder in Verhandlungen für ein kommendes Konzert in den Herbstferien und hoffen, dass er auch zukünftig dem Korczak-Haus die Ehre erweisen wird.
Inklusives Sommer-Open-Air-Konzert im Korczak-Haus:
„A dos Tierras – zwei Welten, zwei Kontinente“
Heimat versteht man als das Land, wo man geboren ist, das Land wo man aufgewachsen ist.
Aber Heimat ist auch diese Landschaft aus Freunden, Familie und Liebe, aus Gewohnheiten und verbindenden Erlebnissen. Menschen aus verschiedenen Ländern treffen sich auf einem
gemeinsamen Kontinent und werden Geschwister in der Heimat der Musik.
Eine musikalische Reise durch Lateinamerika mit Geschichten und Erlebnissen aus zwei Kontinenten, erzählt in eigenen Liedern.
Mit dieser Ankündigung wurden 70 neugierige Zuhörer kurz vor den Sommerferien in den Garten des Korczak-Hauses gelockt. Die Chilenin Susana Schnell (Sängerin, Querflöte) und die Argentinier Pablo Perez Peña (Gitarrist, Sänger, Komponist) und Federico Ponce (Perkussionist) sorgten mit ihren Liedern und den südamerikanischen Rhythmen für einen beschwingten und berührenden Abend mit Live-, um nicht zu sagen: Lifemusik! Wie lange hatte man darauf verzichten müssen. Als Gäste waren an diesem Abend noch der Sohn von Pablo Perez Peña (Konzertdebut!) und unser Nachbar Manuel Perez (Geige) von der Band eingeladen worden.
Das Thema des Konzerts schlug einen Bogen zur Lesung von Ingeborg Gleichauf, die im Oktober 2019 in der Aula stattfand und thematisch auch um Heimat und was sie jedem von uns bedeutet, kreiste. Bei „Heimat“ musste man aber auch daran denken, dass viele Menschen wegen der Besuchsbeschränkungen und Vorschriften in der Corona-Zeit sich isoliert und heimatlos fühlen.
Die Musik ließ uns eintauchen in eine andere Welt. Die Texte und Kompositionen von Pablo Perez Peña regten zum Nachdenken an. Sie konfrontieren mit den Lebensbedingungen in den Favelas der Großstädte Südamerikas, schildern aber auch wie die Menschen sich kleine beglückende Erlebnisse schaffen. Ein Lied erzählte von einem Großvater, der seinem Enkel einen Fußball aus Zeitungspapier bastelt – natürlich wäre ein echter Ball noch besser, aber die Augen des Enkels zeigen, wie beglückt der Kleine ist.
Diese berührenden Geschichten wechselten sich ab mit flotter Musik, die die Zuhörer kaum auf den Plätzen hielt. Aber es gab ja strenge Hygieneregeln. Die Anzahl der Zuhörer war genau auf 70 Personen festgelegt. Die Hausmeister hatten alle Stühle so platziert, dass in alle Richtungen ein Abstand von 1,5 Metern bestand. Es gab Anmeldeformulare, Desinfektionsmittel und keine Pause.
Dank eines Betrags aus unserem Topf für die „Inklusiven Konzerte im Korczak-Haus“ und der großzügigen Spenden der Besucher und Besucherinnen, konnte den Musikern, die seit Februar nicht mehr hatten auftreten dürfen, eine einigermaßen angemessene (aber eben auch nur das) Gage gezahlt werden.
Größere Konzerte können wir leider wegen Corona zurzeit nichtveranstalten. Wir hoffen auf das kommende Jahr. Viele Gäste waren sich nach dem Konzert einig, dass man des Sommer-Open-Air zu einer festen Einrichtung machen sollte – aber, wenn Corona nicht mehr die Regeln bestimmt – mit Tanz und gemütlichem Beisammensein. Wir sind bereit und warten ab, was der kommende Sommer bringt.
Zum Schluss noch einmal ein herzliches Dankeschön an Susanna Schnell und ihre Musiker. Sie haben uns das Herz berührt in dieser anstrengenden Zeit.
Wenn Sie weitere „Inklusive Konzerte im Korczak-Haus“ und die Möglichkeit, den Musikern kleine Gagen zahlen zu können, unterstützen möchten, freuen wir uns über eine Spende auf unser Konto bei der
Volksbank Freiburg,
IBAN DE41 6809 0000 0015 7421 00, Stichpunkt „Inklusive Konzerte“.
Geben Sie eine Adresse an, bekommen Sie natürlich auch eine Spendenquittung.
Dieser Artikel erschien in der Badischen Zeitung:
Begeisterung ist inklusive
Von Anja Bochtler Badische Zeitung vom Do, 25. Oktober 2018
Die A-cappella-Band "Anders" gestaltete das fünfte inklusive Konzert im Korczak-Haus.
FREIBURG-WIEHRE. "Hoch die Hände, Wochenende" ist der absolute Lieblingssong von Hannes (20) – aber er mag auch alles andere von der Freiburger A-cappella-Band "Anders". Zusammen mit seiner Lehrerin an der Janusz-Korczak-Schule hat er die fünf jungen Musiker zu einem Konzert an die Schule eingeladen. Es war der fünfte Auftritt in der Reihe "Inklusive Konzerte im Korczak-Haus" in der Aula, die einst mit Unterstützung der BZ-Aktion Weihnachtswunsch begonnen hatte.
Als Erstes ist Hannes dran: Mit Cornelia Rüthlein, der Leiterin der Janusz-Korczak-Schule, begrüßt er alle – die rund 25 älteren Kinder und Jugendlichen von seiner Schule, die Eltern und Lehrer und eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern von der Paula-Fürst-Schule, die sich ungefähr einmal im Monat mit Schülern der Janusz-Korczak-Schule trifft.
Hannes sitzt im Rollstuhl, so wie die meisten von der Janusz-Korczak-Schule, die Kinder und Jugendliche mit schweren und mehrfachen Behinderungen besuchen. Er hat unter anderem schwere Spastiken und braucht zum Kommunizieren einen Sprachcomputer. Mit der Computerstimme erzählt er, dass er ein bisschen aufgeregt ist, sich aber vor allem freut: Normalerweise ist es nur in der Mittagspause erlaubt, Musik zu hören, und nicht im Unterricht – das stört ihn sehr. Jetzt gibt’s endlich mal auch nachmittags Musik, und dann auch noch von seiner Lieblingsband.
Hannes hat die Songs von "Anders" durch seine Lehrerin kennengelernt. Irgendwann hat er die CD dann auch zu Hause ständig gehört, erzählt seine Mutter. Hannes liebt Musik. Und die Lehrerinnen und Lehrer setzen oft Melodien und Klänge ein, sagt Cornelia Rüthlein: "Auf Musik reagieren alle Menschen unmittelbar. Das nutzen wir."
Die "Anders"-Musiker kommen schon gut an, bevor sie beginnen – als sie die Bühne betreten, klatscht jemand begeistert und johlt. Dann legen die Fünf, die studieren und nebenher Musik machen, los mit sehr unterschiedlichen Songs: In "Hallo" geht’s um Freiburg, ein Rap-Stück handelt vom Vergessen und von Vergesslichkeiten, "Kommen und Gehen" vom Leben, der Vergänglichkeit und dem Gefangensein im Hamsterrad des Alltags. Natürlich sind auch Liebeslieder dabei, und der französische Song "Jour de chance" über einen Glückstag. Bei Hannes’ Lieblingssong zum Thema Wochenende sind aus dem Publikum besonders begeisterte Töne zu hören. Genau solche spontanen und manchmal lauten Beiträge sind der Grund, warum sich die Eltern der Janusz-Korczak-Schüler nicht in Konzerte trauen, sagt Cornelia Rüthlein: "Sie würden sich nicht gut fühlen, wenn ihr Kind mittönt. Es wird ja schon als störend empfunden, wenn jemand hustet." Besonders gelte das für klassische Konzerte, in denen sich alle sehr auf die Musik konzentrieren. Weil er da einen kleinen Ausgleich schaffen wollte, hat Andreas Wand, der Leiter des Korczak-Hauses, zu dem neben der Schule eine Kita und der Familienentlastende Dienst gehören, die Reihe "Inklusive Konzerte im Korczak-Haus" entwickelt. Vergangenes Jahr ging’s mit Unterstützung der BZ-Aktion Weihnachtswunsch los.
Bisher gab’s Klassik, mit "Anders" ist zum ersten Mal Popmusik dran. Weil immer eine Spendenkasse aufgestellt wird, kommt Geld zusammen für neue Konzerte. Ziel sei, dauerhaft zwei Konzerte im Jahr anzubieten, sagt Cornelia Rüthlein. Eingeladen sind auch Nachbarn und Interessierte – meist kämen einige.
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Do, 25. Oktober 2018